Eine kurze Geschichte der Transaktionsanalyse

Die Transaktionsanalyse wurde in den 1950er- und 1960er-Jahren vom kanadisch-US-amerikanischen Psychiater Eric Berne (1910-1970) als Modell der menschlichen Persönlichkeit und Kommunikation entwickelt.

Menschen im Zentrum

Berne, ursprünglich ausgebildeter Psychoanalytiker, setzte sich kritisch mit der Psychoanalyse und der damaligen Psychiatrie auseinander, was nicht zuletzt in der Entwicklung seiner eigenen Methode und somit der Geburtsstunde der Transaktionsanalyse mündete. Dies erklärt auch, weshalb einige Modelle der TA auf psychoanalytischen Grundlagen basieren und durch Gedanken aus der Adlerschen Individualpsychologie ergänzt sind.

Ursprung der Transaktionsanalyse

Die Ursprünge der TA gehen auf einen Einsatz von Eric Berne als amerikanischer Militär-Psychiater während des zweiten Weltkrieges zurück: Seine Aufgabe bestand darin, Soldaten auf ihre psychische Gesundheit zu begutachten mithilfe von psychiatrischen und tiefenpsychologischen Tests. Berne, bekannt als Querdenker, machte sich nicht viel aus den Testverfahren und vertraute viel mehr auf seine Intuition. So machte er sich ein Spiel daraus, zu erraten, was die Berufe und persönlichen Eigenarten der zu untersuchenden Soldaten waren, und lag dabei meist richtig. Nach dem Militärdienst verfasste Berne seine ersten Aufsätze zur Rolle der Intuition, die sein Denken und Arbeiten zeitlebens prägten und begann, eigene Gedanken zur Psychotherapie und zur Psychologie der menschlichen Persönlichkeit zu entwickeln. 1958 erschien einer seiner ersten Aufsätze der Transaktionalen Analyse: Transaktionsanalyse: eine neue und wirksame Methode der Gruppentherapie. Bereits in diesen ersten Werken kommen die Begriffe «Spiel» und «Skript» vor.

Als praktizierender Psychiater war Eric Berne weniger an Symptomen und Diagnosen interessiert, sondern vielmehr an den Personen, welche ihn aufsuchten. Ihn interessierte, weshalb sie lachten, weinten, erzürnten oder traurig wurden, und beobachtete, dass seine Patienten in verschiedenen Situationen auf ganz unterschiedliche Weise reagieren konnten und innerhalb kürzester Zeit Verhaltensänderungen zeigten. Es schien, als würde der Mensch aus verschiedenen Teilpersönlichkeiten bestehen, die, je nach Stimulus, in einer jeweiligen Situation aktiviert würden – von Berne sogenannte Ich-Zustände. So entwickelte sich die Transaktionsanalyse durch die Arbeit mit und Beobachtungen von Menschen laufend weiter.

Begegnung auf Augenhöhe

Ein grosses Anliegen Eric Bernes war es, sein Wissen in allgemein verständlicher Weise zu teilen und dass Therapeuten und Therapeutinnen sowie Berater/innen und Klienten sich auf Augenhöhe begegnen können. Deshalb wurden und werden die Modelle der Transaktionsanalyse in so einfacher Art und Weise beschrieben, dass sie selbst für ein 8-jähriges Kind verständlich sind. Eric Berne schrieb dazu in seinem Buch «Was sagen Sie, nachdem Sie ‘Guten Tag’ gesagt haben?» 1972:

«In der konventionellen Psychotherapie wendet man in der Regel drei verschiedene Ebenen der Fachsprache an: die der Therapeuten unter sich, diejenige zwischen Therapeut und Patient, und die Ebene der Patienten untereinander. Sie unterscheiden sich voneinander etwa wie das Altgriechisch vom Neugriechischen. Eliminiert man die Unterschiede so weit wie irgend möglich zugunsten einer Volkssprache, dann erhöht das erfahrungsgemäss die ‘Kommunikationsmöglichkeit’, die viele Therapeuten angeblich so eifrig herbeisehnen, deren Zustandekommen sie aber gerade durch ihr Verhalten behindern, wenn nicht gar verhindern. Deshalb habe ich auch zu vermeiden versucht, Ungewissheit durch Überladenheit und Weitschweifigkeit zu verschleiern. Das hat mir die Vorwürfe der ‘Popularisierung’ und der allzu starken ‘Simplifizierung’ eingetragen. Wo immer ich die Wahl hatte zwischen Überkompliziertheit und ‘Simplifizierung’, habe ich mich stets auf die Seite des Laien geschlagen.» (Berne, 1972, S 1).

Erich Berne starb am 15. Juli 1970 infolge eines Herzinfarkts.

Zum Andenken an Eric Berne wird jedes Jahr ein Eric-Berne-Gedächtnispreis an ein Mitglied der Internationalen Transaktionsanalytischen Gesellschaft verliehen, das sich durch einen besonders originellen Beitrag zur Theorie oder Praxis verdient gemacht hat. Dadurch wird das Anliegen unterstützt, dass sich das Gedankengut der Transaktionsanalyse auch über den Tod von Eric Berne hinaus stetig erweitert.

Prägende Persönlichkeiten der Transaktionsanalyse waren und sind unter anderem Fanita English (Ersatzgefühle, Episkript, Mehrecksverträge), Claude Steiner (Skript), Richard Erskine (integrative Psychotherapie), Jacqui Lee Schiff (Neubeelterung), Mary und Robert Goulding (Neuentscheidungen), Bernd Schmid (Systemische TA).